Mittwoch, 31. Oktober 2007
Kurioses und Nachdenkliches
- Auf den Straßen haben Verkehrspolizisten nichts zu sagen. Sie vermitteln einem sogar das Gefühl, dass man sie ordentlich Mal vermöbeln kann, ohne angezeigt zu werden. Eine größere Kreuzung hat neue Ampeln bekommen. Irgendetwas scheint da falsch gelaufen zu sein, denn die Ampeln funktionieren seit Monaten nicht, obwohl neu. Jeden Tag stehen mehrere Polizisten an der Kreuzung und organisieren den Verkehr. Dabei gehört es zur Coolness der Polizisten, ab und zu Mal ein Auto in die Einbahnstraßen fahren zu lassen; größere Busse sind natürlich hiervon nicht ausgeschlossen.
- Überquert man die Corniche (stark befahrene Strandstraße) und kommt lebend auf der anderen Seite an, sollte man Allah lobpreisen und glücklich sein.
- Nach einem Arztbesuch traten wir in eine Apotheke ein. Hinter der Theke standen sage und schreibe fünf Frauen im Dienst nebeneinander und fragten mich, wie sie mir helfen können und was ich brauche. Wie gesagt, alle in einer Reihe und ich bin der einzige Kunde. Unvorstellbar für Deutschland. Überhaupt gibt es einen Überfluss an Bediensteten an Kassen, Supermärkten usw.
- Brandfall im alten Gebäude: als einer der Bawwabs gefeuert wurde, fing zur selben Zeit ein Feuer unten am Gebäude an. Dort wurde viel Gerümpel gestapelt. Jedoch schien es so, als wäre das Feuer im Gebäude. Etwa ein Racheakt?
- Brandfall am Institut: aus den oberen Stockwerken flog lt. Bericht von Geschwistern plötzlich ein brennendes Kleid herunter, verfing sich am Schild des Instituts und erregte Aufsehen. Das Schild musste erneuert werden.
Kindergarten und Spielplätze
Kindergarten
Hierzu gibt es unterschiedliche Preisklassen, wobei sich die Kindergärten jedoch qualitativ nicht unterscheiden müssen. Nach unserer Ankunft in Ägypten wurde mir eine Adresse eines Islamischen Kindergartens empfohlen, die zu Fuß viel Zeit in Anspruch nahm. Wir gingen also hin und sprachen mit der Direktorin. Inklusive Abholung, ohne Verpflegung, wollten sie ca. 270 LE (ca. 35 €) monatlich.
Versprochen wurden Fusha, Qur'an, Adab und Achlaq, Englisch usw. Die Einrichtung sah etwas abgenutzt aus, ebenso ihr vorhandenes Spielzeug. Kein Garten und auch kein Hof. Der Kindergarten war im Grunde eine größere Wohnung; andere unterscheiden sich hiervon nicht.
Wir entschieden uns für einen Kindergarten in der Nähe. Kostenpunkt monatlich: 70 LE (ca. 10 €). Dieser war hingegen im ersten Stockwerk, ebenso eine Wohnung. Weniger Personal und weniger Kinder, dafür jedoch einige Kakerlaken im Treppenhaus, die zertreten ihr Todesdasein öffentlich zur Schau stellten, und zwar täglich und immer wieder. Da wir recht früh zum Kindergarten mussten (ca. 8:30; keine normale Zeit für Ägypten, da das Leben erst nach Dhuhr beginnt), kam es öfters vor, dass unser liebes Personal einfach nicht da war. Letztendlich haben wir uns dort einfach nicht mehr blicken lassen.
Schließlich wurde in der Nähe ein neuer Kindergarten fertiggestellt. Ein recht großes Gebäude mit einem großen Hof und viele Tiere! Ein Aquarium mit Fischen, Schildkröten, Vögel hinter Gitter und Affen wurden uns noch versprochen, bis heute aber noch nicht da. Der große Käfig steht noch leer.
Im Hof gibt es alle möglichen Spieleinrichtungen, von der Rutsche bis zur Schaukel. Mehrköpfiges Personal, zwei Putzfrauen (Vorsicht! Eine klaut Windeln!) und ein Sicherheitsbediensteter, der den Eingang bewacht. Einige Kameras wurden auch installiert. Die Erzieherinnen sind ziemlich nett und scheinen pädagogisch gebildet zu sein. Auch hier werden unterschiedliche Sprachen angeboten, Bücher (sogar für Kleinkinder, aber wozu?) über Mathematik, Alphabet etc. Wobei ich mich frage, wer Englisch beibringt, da die kein Englisch können. Unter Arabisch verstehen die den ägyptischen Dialekt (nein, dieser ist sicher kein Arabisch; meine Meinung). Einen Computerraum, mit Füßen betriebene mobile Einheiten, ein Gartenhaus für die Kleinen und wer weiß, was die sonst noch haben. Ziemlich gut also.
Die Erzieherinnen, fast alle bedeckt, laufen nicht ohne Lippenstift und Parfüm rum; alles andere im Gesicht kann ich nicht genau benennen, da Laie in dieser Hinsicht. Bei der Anmeldung muss man einige Formalitäten beachten. Passbilder abgeben, einen Wisch unterschreiben, mitteilen, wer das Kind abholt. Hinzu kommen einmalige Aufwendungen für Verwaltung, Bücher und Material (ich glaube ca. 200 LE), danach monatlich n u r 120 LE (ca. 15 €). Was will man mehr. Die Lehrpläne sehen in vielen Kindergärten ähnlich aus.
Ich habe schon qualitativ schlechtere Kindergärten gesehen bzw. es wurde mir von ihnen berichtet, für die man bis zu 500 LE verlangt. Wahnsinn sage ich da nur. Mein Tipp: nicht von der Bezeichnung "Islamisch" täuschen lassen, viele aus dem Ausland werden in dieser Hinsicht auch abgezockt, da man wohl denkt, die Ausländer wären laufende Banken oder Esel, die Gold produzieren. Unser Kindergarten heißt in etwa: Nursery and Play School Miami.
Am besten auch die Windeln markieren, nicht zu viele Tücher beilegen. Die werden unnötig verbraucht, zweckentfremdet oder gar geklaut (Eine Windel kann bis zu 2 LE kosten, das ist für einfache Ägypter viel Geld).
Umgang mit Kindern
Ägypter, aber wirklich alle Ägypter, ob Frau, Mann, jugendlich, gar Knirps, sind unglaublich kinderlieb. Schon in den ersten Tagen haben sie meinen Sohn auf der Straße regelrecht abgeknutscht und umarmt. Das habe ich in dieser Form noch nirgends erlebt. In Deutschland erst recht nicht.
Spielplätze und Wiesen
Kinder in Alexandria sind sehr zu bemitleiden. Spielplätze? Fehlanzeige! Wiesen? Fehlanzeige! Stark befahrene Straßen mit allen möglichen Löchern und Höhlen mitten auf den Gehwegen, ja, sogar zahlreich. Schutt, Müll, ungenutzte Steine, Blöcke und dergleichen liegen einfach rum. Man hat mir sogar von toten Eseln berichtet, die in Kairo rumlagen. Zusammengeknüllte Haarbündel von Frauen, Spritzen von Krankenhäusern, verbrauchte Binden, alle Arten des Biomülls, Knochenreste und sogar einen Magen neben der Mülltonne, nicht in der Mülltonne, soll man gesichtet haben. Die ganze Straße und alle Gehwege scheinen als große Mülltonne genutzt zu werden, da es selbstverständlich ist, etwas auf den Boden, gar vor die eigene Tür zu werfen. Ergänzend sollte noch erwähnt werden, dass manche Viertel schöner und sauberer sind als andere. Eine Verallgemeinerung kann ich natürlich nicht vornehmen. In der Sommersaison ist Miami jedoch so, wie oben beschrieben.
Findet man Mal eine grüne Wiese, so werft euch nieder und küsst den Boden, seid dankbar. Meistens sind solche Anlagen privat und abgesperrt. Falls Mal zugänglich, dann aber nicht die Wiese.
Anscheinend gibt es einige Clubs, die auch Einrichtungen für Kinder beinhalten. Man zahlt Eintritt und kann sich dann mit den Kindern austoben. Einen Zoo soll es noch geben, der ganz nett sein soll.
Wassalamu alaikum
Nachtrag:
Es gibt hier in meiner Nähe noch ein komplettes Viertel namens Montaza, alles grün und voller Bäume. Man zahlt 4 LE Eintritt und kann sogar mit Auto reinfahren. Soll sehr schön sein; ich war aber noch nicht dort.
Montag, 29. Oktober 2007
Impfungen, Krankenkasse, Ärzte und Kliniken
Impfungen
Es gibt für Europäer keine Pflichtimpfungen. Dennoch ist es ratsam, folgende Impfungen vorzunehmen:
- Hepatitis A und B
- Typhus
- Meningitis
- Standardimpfungen (Polio, Tetanus etc.)
Um die Wirkungen zu verstärken, sollte man recht früh zum Arzt gehen und sich die entsprechenden Impfstoffe verabreichen lassen. Manche Impfstoffe müssen mehrmals in bestimmten Zeitabständen injiziert werden, und das braucht Zeit.
Medikamente, Apotheken
In Ägypten bekommt man alle möglichen Arzneimittel rezeptfrei in den Apotheken, die es fast in jeder Ecke gibt. Die Medikamente sind auch recht günstig. Erst vor kurzem bekam ich für meinen Sohnemann einen Erkältungssaft, ein paar Zäpfchen und Nasentropfen für umgerechnet 1 €. Importierte Arzneimittel sind hingegen teurer.
Kliniken, Ärzte
Es gibt hier öffentliche und private Kliniken. Von den öffentlichen Kliniken kann man keinen besonderen Dienst erwarten. Die Privaten sind womöglich unterschiedlich. Ich war noch in keiner Klinik. Es heißt, dass die christlichen Kliniken recht gut ausgestattet und sauber sein sollen.
Beim Kinderarzt mit recht guter Ausstattung (fast schon eine kleine Klinik mit Spielfeld für Kinder) habe ich für den ersten Termin 25 LE (ca. 3-4 €) gezahlt. Danach kann man noch eine kostenlose Nachuntersuchung vereinbaren.
Krankenkasse
Wer länger bleiben will, kann seine Krankenkasse in Deutschland kündigen, da die Gesetze geändert wurden und ab sofort eine Pflichtversicherung für jedermann besteht, der sich in Deutschland aufhält. Man kann sich also nach einer Rückkehr problemlos wieder anmelden, ohne gearbeitet zu haben. Eine Auslandskrankenversicherung ist meines Erachtens nicht nötig. Eventuell kann man beim Deutschen Roten Kreuz Mitglied werden (Beitragshöhe kann frei gewählt werden, z. B. 10 € im Jahr; und bitte jetzt kein Takfir! *hüstel*) Alle Mitglieder erhalten dadurch einen großartigen Service. Besteht ein Notfall, wird man weltweit mit Hubschrauber abgeholt und in eine deutsche Klinik eingewiesen. Näheres erfahrt ihr auf den Seiten des DRK.
Windeln
Die Windeln meines Sohnes kosten ca. 1-2 LE je Stück. (54 Pampers, große Packung ca. 67 LE) Gute Erfahrungen haben wir mit den Marken Happies und Molfix gemacht (Angenehm zu tragen und machen keine Wunden). Pampers ist für die Kleinen auch erträglich, sollte es nicht zu warm sein. Von allen Arten ist Molfix am teuersten.
Klimaanlagen und Ventilatoren
Klimaanlagen können erheblich die Lebensqualität in Ägypten steigern, jedoch sollte man nicht übertreiben, da mit solchen Geräten extrem viel Strom verbraucht wird, ältere Geräte äußerst laut sind und zu guter Letzt kann man sich sehr schnell eine Nebenhöhlenentzündung und 'ne schlimme Erkältung einholen. Wenn man nicht darauf verzichten kann, dann insbesondere darauf achten, dass:
- kurze Laufzeiten vorgenommen werden und
- man auf keinen Fall völlig verschwitzt diese Geräte einschaltet.
Ähnliches gilt natürlich auch für Ventilatoren.
Sonntag, 28. Oktober 2007
Kurioses und Nachdenkliches
Inscha allah können wir in dieser Kategorie Kurioses und für Ägypten Eigenartiges sammeln; Dinge, die wir erlebt haben, über die wir mittlerweile schmunzeln können oder gar nachsinnen. Einiges, was mir Mal spontan einfällt:
- Ich saß im Taxi vorne auf dem Beifahrersitz. Die Autofahrer in Ägypten wirken für uns recht daneben. Frauen sind hierin insbesondere schlimm. Sie rasen wie verrückt. Ich saß vorne, während einer Kurve ging plötzlich die Tür auf, so dass ich mich gerade noch halten konnte.
- Eines Morgens nach Sonnenaufgang hörte ich unten Schüsse. Ich schaute vom Balkon runter und entdeckte einen, der mitten in der City mit einem Gewehr jagt auf Vögel machte.
- Gestern hörte ich Schreie und Rufe; ich blickte herab und sah eine Ansammlung von ca. 70 Jugendlichen, mit Stöcken, Steinen und Messern, die sich gegenseitig bewarfen. Anscheinend haben die sich alle gekannt, so dass es am Ende eine scheinbare Versöhnung gab. Allahu a'lam.
- Ich ging in einer Gasse, die zur Moschee führt. Es war Freitag. Plötzlich entdeckte ich einen Wasserstrahl, der aus dem ersten Stock eines Hauses mitten auf die Gasse zielte. Je näher ich kam, desto mehr sah ich den Schädel eines Kleinkindes, dessen Haustoilette anscheinend besetzt war. Ich entging knapp seiner auf mich gerichteten Waffe.
- 8 Tage kein Wasser.
- Nächtliche Fußballspiele von Kindern.
- Fahrende Diskotheken, die Kassetten verkaufen, und zwar nachts um 3 Uhr.
- Tagelang anhaltende Hochzeiten mit voller Lautstärke, so als ob man 'ne Diskothek in der Wohnung hätte.
- Täglich sich streitende Menschen auf den Straßen.
- Putzfrauen des Kindergarten, die die Windeln meines Sohnemannes klauen.
- Wir saßen in einem Saftladen und wollten jeweils ein Glas Saft trinken. Der Mixer war irgendwie defekt, hat ewig gedauert, bis die Maschine wieder lief. Die Granatäpfel mussten zeitraubend geschält und auseinander genommen werden. Während unserer Warterei haben uns bestimmt hundert Fliegen besucht, ohne zu übertreiben. Dabei entdeckten wir eine kleine Kakerlake hinter einer Scheibe. Wir wollten aufstehen und gehen, aber der Bedienstete hat uns noch einmal überredet, zu bleiben. Als die nächste Kakerlake über die Theke lief, entschieden wir uns, lautlos den Laden zu verlassen. Alhamdulillah und weg waren wir.
- Niqabtragende Schwestern, denen es offensichtlich nichts ausmacht, ihre Unterhose beim Gang ins Meer zu zeigen. Niqabtragende Schwestern mit Schlitz im Rock; eine sogar mit Jeansrock und engem Jeanshemd, hinzu Niqab. Bedeckte Schwestern mit Body, Minirock und Leggings drunter. Viele bedeckte Schwestern, auch ältere Frauen, die meinen und denken, ihr Balkon wäre nicht zu sehen: seltsamerweise gelten die Kleidervorschriften nicht für Balkone, so dass sie sich öfters unbedeckt auf den Balkonen aufhalten.
- Brüder sind genauso schlimm.
Vorerst soviel von mir.
Wassalamu alaikum
Menschen, Nahrung, Wohnung und dergleichen
So, jetzt ist es also doch noch dazu gekommen, dass ich einen Blog mitgestalte.
Wohnung
Allgemein unterscheidet man zwischen Sommer- und Wintersaison, speziell hier in Alexandria. Wie es in Kairo aussieht, weiß ich leider nicht. Die Sommersaison umfasst die Monate Juni, Juli und August. Während dieser drei Monate gibt es einen starken Preisanstieg, was Miete, Taxifahrt, Textilien etc. anbelangt. Die Mieten sind dann während dieser Saison mancherorts doppelt so hoch wie sonst.
Auch die Wohnungen des Instituts steigen und passen sich an den hiesigen Markt an. Insgesamt sollte man bei der Wohnungssuche die Erwartungen senken und sich vor Augen halten, dass es hier in Ägypten starke Diskrepanzen zwischen Reich und Arm gibt. Wohnungen entsprechend europäischem Niveau bringen äußerst hohe Mietpreise mit sich. Ich war bisher in einigen Wohnungen; es ist wohl dem Land eigen, dass man in den Wohnungen mit Schuhen läuft.
Meine erste Wohnung (vom Institut) hatte ca. 140 qm, möbliert mit allen wichtigen Geräten wie Waschmaschine, Kühlschrank etc. Im zehnten Stockwerk mit leichtem Blick auf das Meer und einer herrlich dauerhaften Brise. Keine störenden Blicke in die Wohnung hinein und insgesamt sehr hell. In den Sommermonaten 2.500 LE (ca. 320 €). Im Winter 1.600 (ca. 200 €). Nebenkosten sind sehr gering. In der Regel zahlt man dem Bawwab (Hausmeister, Türsteher, Laufbursche etc.) monatlich ca. 30-60 LE (5-10 €). Hierin sind auch die Wasserkosten enthalten. Für die Stromkosten kommt einer von der Behörde vorbei und kassiert das monatlich Verbrauchte. Er übergibt dabei einen roten Zettel mit den entsprechenden Daten.
Die Wohnung war sehr angenehm, die Umgebung hingegen nicht. Hinzu kamen einige Probleme: Aufzug ging manchmal nicht; öfters Wasserprobleme gehabt, einmal sogar 8 Tage ohne Wasser. Letztendlich haben wir uns entschlossen, eine andere Wohnung in einer angenehmeren Gegend zu mieten: die Wohnung wurde neu gestrichen, in drei Zimmern haben wir neue Fließen bekommen, vollautomatische Waschmaschine (nicht üblich in Alexandria), robuste Möbel, Fernseher mit 300 arabischen Kanälen, schöner Blick auf das Meer, einigermaßen saubere Küche und 'ne hinnehmbare Toilette. Die verdreckten Teppiche haben wir entfernt, den Boden paar Mal gewischt, dennoch werden unsere Füße seltsamerweise immer noch schwarz (ja, was hat sich da angesammelt?) Was eine gute Wohnung imho ausmachen sollte:
- Helligkeit: leider werden die Wohnungen und Hochhäuser so gebaut, dass sie sehr eng beieinander stehen und man Nachbarn hat, die in die Wohnungen reinschauen können. Hängt man Vorhänge auf, werden die Zimmer recht dunkel. Meine Empfehlung: eine Wohnung in den höheren Etagen und möglichst darauf achten, dass beim Blick aus den Fenstern keine Balkone, Fenster etc. vom Nachbarn existieren.
- Geräuschpegel: ist man in den unteren Etagen, kann es ganztags (und ich meine ganztags) recht unangenehm werden, da alle möglichen Händler rumlaufen, vom Ei bis zur Tomate alles erdenkliche verkaufen bzw. Mechaniker an ihren Autos rumbasteln oder Kinder nachts um 1 Uhr Fußball spielen. Ich habe sogar laufende Kassettenverkäufer erlebt, der mit einer prachtvollen Anlage wie eine gehende Diskothek wirkte. Es schien die Menschen nicht zu stören, dass er jede Nacht um 3 Uhr morgens die Straßen unsicher machte.
- Meeresblick und Entfernung zum Meer: will man öfters schwimmen, sollte man sich in Meeresnähe umschauen, was sich wiederum auf den Mietpreis wirkt. In der Sommersaison ist die Gegend unerträglich voll, und zwar 24 Stunden lang.
- Möblierung: will man eher für eine kurze Zeit hier verweilen, ist es wichtig, eine möblierte Wohnung zu mieten. Dies wirkt sich natürlich auf den Mietpreis aus. Für meine jetzige voll möblierte Wohnung zahle ich 1500 LE.
- Sauberkeit: eine völlig saubere Wohnung wird man wohl kaum finden, selbst die teuren Wohnungen werden hier wohl kaum Punkte sammeln können. Man sollte sich darauf vorbereiten, die Wohnung Mal ordentlich zu putzen, bevor man es sich gemütlich macht. Am besten auch desinfizieren und insbesondere die Bettwäsche mit der Waschmaschine ausgiebig bearbeiten oder gleich neue kaufen. Ein großes Manko sind auch meistens Bad und Küche; habt ihr etwas Durchschnittliches gefunden, seid dankbar und nehmt es an. Wichtig ist auch, dass kein Müllberg vor dem Haus rumsteht. Das mindert erheblich die Lebensqualität. Liegt auch meistens am Bawwab, was er mit dem Müll des Hauses macht (der Bawwab holt täglich den Müll ab).
- Geschäfte, Supermärkte: Alexandria besteht aus vielen kleinen Geschäften. Je mehr um die Ecke, desto besser. Große Supermärkte sind sehr rar vorhanden und schwer zu Fuß zu erreichen. Kleinere Supermärkte gibt es auch in Institutsnähe (Metro, Miami Market, Aswaq asch-Scharif)
- Internet, Fernseher etc.: moderne Medien sind erheblich für ein Arabischstudium, erst recht Sender und Sendungen, die Fusha sprechen. Nicht jede Wohnung bietet Möglichkeiten für einen Internetanschluss. Ich habe in meiner jetzigen Wohnung vom Internetcafe im Erdgeschoss ein Netzwerkkabel ziehen lassen (geht unproblematisch, einfach aus dem Fenster raushängen lassen; so wird das übrigens mit allen Kabeln gehandhabt). Für 40 Meter habe ich 60 LE gezahlt (ca. 7-8 Euro). Monatlich zahle ich für zwei User 40 LE (ca. 5 €) und 40 LE haben sie Kaution kassiert, die ich dann wieder bekomme inscha allah. DSL-Geschwindigkeit vom Cafe beträgt 3 mbit. Download und Surfen ist unbegrenzt.
- Gas: die meisten Wohnungen bekommen ihr Gas von kleinen Gasflaschen, die der Bawwab für einen kauft, falls sie leer sind. Einige Wohnungen sind an Gasleitungen angeschlossen. Hat natürlich seine Vorzüge, was die Sicherheit anbelangt.
Entscheidet man sich für eine unmöblierte Wohnung, so kann man besonders gute Neubauwohnungen für ca. 900 LE (ca. 120 €) finden. Dies sollte man nur in Betracht ziehen, wenn man hier längere Zeit verweilen will.
Lebensmittel
Grundnahrungsmittel, Gemüse etc. sind hier recht billig. Hier Mal einige Preise:
- 1 kg Tomaten: ca. 1-2 LE (ca. 25 cent)
- 1 kg Zwiebeln: ca. 2,5 LE (ca. 30 cent)
- 1 kg Kartoffeln: ca. 3 LE
- 1 kg frische rote Datteln: 3 LE
- 1 kg Trauben: 2,5 LE
- Eine Tüte voll Brot für ca. 2-3 LE
- 6 Liter Trinkwasser: ca. 4-5 LE
Milchprodukte sind extrem teuer, u. a. Butter, Milch, Käse (Gouda). Für Butter zahlt man ca. 7 LE, Milch 1L ca. 5 LE usw.
Dabei muss man sich vor Augen halten, dass die Kaufkraft eine andere ist. Man muss in Euro denken, um den Wert des Geldes zu schätzen. Rechnet man ständig im Kopf um und meint, alles wäre billig, ist das gesparte Geld schnell weg. Für einen Ägypter sind 5 LE wie für uns 5 € oder euch DM. Manch einer arbeitet den ganzen Tag nur für 5 -10 LE. Kaffee ist auch teuer. Insgesamt sind alle importierten Produkte extrem teuer, so dass sie sich preislich von Europa nicht unterscheiden.
Währung
Derzeit sind 1 € etwa 7,7 LE.
Menschen
Ägypter sind in der Regel sehr freundlich gegenüber Ausländer und empfinden tiefen Respekt für Menschen, die die Sprache des Qur'an lernen wollen. Was Termine anbelangt, sollte man keine extreme Pünktlichkeit erwarten. Kann sogar vorkommen, dass man mit einer halben Stunde vielleicht den nächsten Tag meint. Alles nicht zu ernst nehmen, falls die Menschen sich verspäten, ihre Termine nicht einhalten etc, also nicht aufregen ;)
So schnell wie möglich einige Floskeln lernen, die Kultur kennen, den Umgang mit bestimmten Situationen sich aneignen (Taxifahrt etc.), damit man das Gefühl vermittelt, sich hier auszukennen. Verhindert, dass man abgezogen wird, selbst bei aller Freundlichkeit, die man meint in den Menschen zu sehen. In der Sommersaison ist äußerste Vorsicht geboten, was Menschen anbelangt, selbst wenn sie neben einem in der Moschee beten und einen langen Bart tragen.
Hygiene und Bakterien
Als Weichlinge aus Europa sollte man möglichst auf verpackte Lebensmittel zurückgreifen. Frisch gebackenes Brot um die Ecke mitten auf'm Gehweg mag gut schmecken, aber absolut nicht zu empfehlen, da Sauberkeit kaum beachtet wird (man sitzt auf den Tischen, auf denen man den Teig bearbeitet, die Tische bleiben den ganzen Tag in der freien Luft etc.). Es gibt natürlich auch Ausnahmen, exklusive Bäckereien, deren Köstlichkeiten man sich unbedingt zu Gemüte führen sollte. Auch darauf achten, dass man wichtige Impfungen vornimmt, ansonsten spielt der Magen hier nicht mit.
Wassalamu alaikum
Murat
Samstag, 27. Oktober 2007
Fast Food
1. Fuul
Im Prinzip gekochte braune Bohnen mit ein paar Gewürzen und Öl. Alternativ zu Mus verarbeitet und dann im Sandwich erhältlich. Wer ein echter Ägypter sein will, muss mindestens fünfmal pro Woche Fuul essen.
Schmeckt gut, auch auf Dauer und ist sehr sättigend.
Preis: zw. 0,50 und 1 LE im Sandwich und ca. 1-2. LE in der Dose (ganze Bohnen)
2. Falafel
Die gleichen braunen Bohnen, zu einem Brei und dann daraus Bällchen gemacht, die frititert werden. Meistens auch im Sandwich zu kaufen. Schmeckt auch sehr gut, allerdings kann ich ,nach mehr als einem halben Jahr in Ägypten, Falafel nur noch von weitem sehen. Wenn man sich als Ägypter beweisen will, ist einen Mindestdosis von viermal Falafel pro Woche erforderlich.
Preis: zw. 1 und 1,50 LE im Sandwich
3. Kosheri
Mein perönlicher Favorit! Zwei Sorten Nudeln, Reis, Linsen, Kichererbsen und Zwiebeln mit einer Art Tomatensauce, bei Bedarf noch eine scharfe Sauce dazu, alles gemischt. Schmeckt sehr gut und man bekommt für 3 LE eine sehr gute Mahlzeit.
Mindestverzehr für den Ägypter ist allerdings nur ein bis zweimal pro Woche.
4. Leber
Hierzu kann ich nicht viel schreiben, schmeckt mir überhaupt nicht, ist aber sehr beliebt und in Variationen im Sandwich erhältlich. Preis ca. 3. LE (?)
Diese vier Mahlzeiten sind fast immer nur bei (Straßen)restaurants erhältlich, deren Vorstellung für Hygiene unbeschreiblich schlecht sind. Es kann schon mal vorkommen, dass man einen Käfer als Beilage zu seinem Falafel bekommt, oder die Leber den ganzen Tag in der Sonne rumliegt.
Wer ein Problem mit Zigaretten rauchenden Köchen hat, der sollte sich auch nochmal überlegen, ob er nicht doch in einen ganz anderen Laden geht.
5. Muslim, Momen, Fast Break, McDonalds, Burger King, KFC, Pizza Hut usw.
Alle amerikanischen Fast Food Ketten sind zahlreich vertreten, angeführt wird die Liste aber von zwei ägyptischen Alternativen, die auf jeden Fall einen Besuch wert sind. Sehr große Burger und sehr kalte Restaurants (wg. der Klimaanlagen) sind Standard. Die hygienischen Bedingungen sind deutlich besser als in den Straßenrestaurants. Allerdings sind die Preise auch deutlich höher. Ein Menü (Burger, Pommes, Cola) kann schon mal 15 - 20 LE kosten. Daher wird man hier auch nie einen normal verdienenden Ägypter treffen, absolut unbezahlbar für jemanden, der im Monat 300 LE verdient.
Donnerstag, 25. Oktober 2007
Wie laeuft das mit dem Visum ?
wenn ihr einen deutschen Pass habt, dann bekommt ihr direkt bei der Einreise nach Aegypten ein einMonats-Visum. Dazu muesst ihr vor der Passkontrolle zu den Banken/Wechselstuben gehen, die unmittelbar vor dem Bereich der Passkontrolle auf der linken Seite sind (Kairo International Airport). Ihr bezahlt einen Betrag, den ich vergessen habe (15 Euro oder Pfund/Junaiha) und bekommt dafuer ein paar Briefmarken, die ihr bei der Passkontrolle mit dem Pass abgebt. Die werden in den Pass geklebt und sind euer Visum.
Infos fuer Leute mit anderem als deutschen Pass folgen inschaAllah.
Wenn ihr nun laenger als einen Monat in Aegypten bleiben wollt, dann muesst ihr euer Visum verlaengern. Dazu geht ihr zum "maktabatul jauasaat" (Meldebehoerde, oder Passamt).
Hier werdet ihr leider die Auswuechse der aegyptischen Buerokratie und Willkuer kennen lernen. Wieder gilt es die Geduld nicht zuhause zu vergessen!
Im Optimalfall habt ihr nach einer halben Stunde euer Visum, fuer ein paar Monate, ein halbes Jahr oder ein Jahr. Visa fuer einen laengeren Zeitraum kann man auch bekommen, Infos folgen inschaAllah.
In Alexandria sind einige Beamte sehr anstrengend und unfreundlich und wirken ziemlich ueberarbeitet.
Man fuellt um das Visum zu erhalten den Fragebogen aus (Name, Adresse, Telefonnnummer, Passnummer, Grund des Aufenthaltes, usw.), und gibt den dann am entsprechenden Schalter zusammen mit einem Passfoto, einer Kopie vom Reisepass und wieder ein paar "Briefmarken", die man auch dort kauft, ab.
Manchmal interessieren sich die Beamten fuer die Herkunft der Eltern, manchmal fuer den Grund des Aufenthaltes, manchmal auch fuer gar nichts. Welche Fragen davon relevant fuer die Erteilung des Visums oder die Einhaltung aegyptischer Gesetze sind, ist nicht ganz klar.
Die Adresse ist:
Maktab aljauazaat Talaat Harb StreetEl Manscheya, Alexandria
Mittwoch, 24. Oktober 2007
Tipps zur Wohnungssuche
Am Besten und einfachsten ist es, jemanden zu kontaktieren, der schon vor Ort ist. Der kennt sich aus und kann einem schnell die richtige Gegend empfehlen, kann die Wohnungspreise einschaetzen und spricht meistens ein bisschen arabisch.
Aber auch alleine ist die Wohnungssuche deutlich einfacher als zum Beispiel in Deutschland. Man wendet sich entweder an einen Makler, der dann eine Monatsmiete oder mehr als Honorar verlangt, oder man macht sich alleine auf den Weg.
Sobald man ein Haus gefunden hat, in dem man sich vorstellen kann zu wohnen, geht man zum dazugehoerigen Bauab (Hausmeister) und fragt ihn, ob es eine freie Wohnung gibt. Wenn ja, schaut man sich diese entweder sofort, oder sobald der passende Schluessel gefunden ist, an. Gefaellt einem die Wohnung kann man gleich in die Verhandlungen einsteigen, denn das lohnt sich immer. Jetzt heisst es bloss nicht zu viel Ruecksicht nehmen, dann kann ein guter Mietpreis dabei herausspringen!
Wenn man sich einigen kann, sollte man immer einen Mietvertrag unterschreiben. Hier ist es wichtig, dass ein arabisch lesender und verstehender Mensch dabei ist, sonst koennte es im letzten Moment zu Ueberraschungen kommen.
Hier wird im Normalfall eine Kopie vom Reisepass und falls man verheiratet ist eine Heiratsurkunde verlangt. Denn mit einer Frau in einer Wohnung zu wohnen mit der man nicht verwandt oder verheiratet ist, ist in Aegypten nicht moeglich.
Wenn man nicht auf Anhieb eine Wohnung findet, immer weiter fragen. Von Haus zu Haus und Bauab zu Bauab. Teilweise ist Geduld der wichtigste Begleiter.
Auch deswegen weil die meisten Wohnungen nicht dem deutschen Standard entsprechen; das heisst man sucht lange oder man schraubt die eigenen Ansprueche etwas runter.
Wichtige Kriterien den Preis betreffend sind:
Die Lage (Entfernung zum Meer, saubere Gegend, Touristenviertel, grosse/bekannte Strasse in der Naehe etc.)
Ist die Wohnung moebliert oder ganz leer ? (bei laengerem Aufenthalt kann es sich durchaus lohnen, die Einrichtung selbst zu kaufen. Man kann sie vor der Rueckkehr auch wieder verkaufen)
Ist eine Waschmaschine vorhanden ? (es gibt viele Waschsalons, auf Dauer ist es aber viel zu teuer dort zu waschen)
Natuerlich die Anzahl der Zimmer
Samstag, 6. Oktober 2007
Alexandria oder Kairo?
Ich selber lebe z.Z. in Alexandria und kann daher nicht viel über Kairo erzählen.
Alexandria ist eine riesige Mittelmeerstadt, bietet alles was so eine Großstadt so bieten muss. Die Luft ist gut. Die Menschen sind freundlich, von ein paar Ausnahmen abgesehen(einige Taxifahrer und Verkäufer). In der Stadt gibt es im Moment zwei Sprachschulen zum Arabisch lernen. Ich selber lerne Arabisch am Qortoba-Institut( http://www.qortoba.net/ ) in Miami(Stadteil in Alexandria, ja so heisst dieser Stadtteil wirklich). Alexandria besitzt einen riesigen Hypermarkt einer französischen Handelskette, in der man so ziemlich alles bekommen kann, was man so auch aus Deutschland kennt. Die Mieten sind entlag der Corniche, das ist die breite, lange Strasse am Meer, etwas teurer als weiter im Landesinneren. Aber im Vergleich zu Kairo im Schnitt 10 % bis 20 % billiger. Auch das Taxifahren ist hier etwas billiger als in Kairo. Essen ist ähnlich teuer(billig) wie in Kairo.
Insgesamt kann man sagen, das Alexandria lebenswerter und auch günstiger als Kairo ist.
Allerdings muss eine Sache noch gesagt werden. Ägypten ist ein 3.Welt-Land. Dies muss einem klar sagen. Man wird relativ häufig auf Armut und verschmutzte Strassen, Häuser und Wohnungen treffen. Auch kann es vorkommen, das Strom und Wasser ausfällt, auch in den Großstädten.
Link zu Alexandria:
http://wikitravel.org/de/Alexandria_(%C3%84gypten)
Fragen über Fragen
- Alexandria oder Kairo oder ... Wo will ich leben?
- Wie bekomme ich eine Wohnung?
- Ich will Arabisch lernen! Wo und wie mache ich das?
- Ich habe Hunger, was gibts zu Essen?
- Was kostet mich das Leben in Ägypten?
- Ich habe Kinder, gibt es Kindergärten, Schulen, Zoos ;) ?
- Visum? Brauche ich überhaupt eins?
Assalamualeikum und Merhaba!
Walleikumsalam