Sonntag, 16. Dezember 2007

Kleine Tour durch Alexandria und Kairo

Assalamu alaikum

Autovermietung

Da meine Eltern bei uns zu Besuch waren, nahmen wir uns etwas Zeit, die Gegend unsicher zu machen. Um die Strapazen des Taxifahrens meinen bereits schon älter gewordenen Angehörigen zu ersparen, habe ich ein Auto gemietet. Kostenpunkt für eine neuere einfache Limousine: ca. 160 LE (20 €) pro Tag. Benzin ist ziemlich günstig. Für einen vollen Tank zahlt man ungefähr 45-50 LE (ca. 6 €). Man unterschreibt einige Blätter, hinterlegt seinen Pass (vorher unbedingt eine Kopie für die Reise anfertigen), bekommt den Schlüssel und die Ruhsa (die Fahrerlaubnis) ausgehändigt, und schon geht's los. Jedoch ist es recht schwer, einen Autovermieter zu finden, der einem sein Hab und Gut anvertraut, da Ausländer; zudem ist unsere europäische Fahrerlaubnis wohl nicht für Ägypten gültig. Nichtsdestotrotz sollte man alles nicht zu eng sehen und etwas freier handeln. Am besten einen Händler ausfindig machen, der in der Nähe ist und einen öfters sieht, so dass man Vertrauen aufbauen kann. Mein Autovermieter soll anscheinend auch Polizist sein. Bei Vertragsabschluss auch dringend Bilder vom Auto und den ganzen vorhandenen Dellen anfertigen; Fotohandys sind hierbei recht praktisch.

Alexandria

Muntaza, Moscheen, Burg und City-Center

In meinen älteren Beiträgen sprach ich bereits von Muntaza, ein Stadtviertel hier in unserer Nähe, schön grün, verziert mit Palästen, Palmen, Bungalows und Hotels. Hier kann man ordentlich Sauerstoff tanken und den Anblick am Meer genießen. Der Eintritt kostet pro Person etwa 4-5 LE (50 cent). Man kann auch mit Autos reinfahren. Hier findet man auch eine Residenz, die von früheren Königen genutzt wurde. Besonders prachtvoll. Eventuell kann ich Mal einige Bilder hochladen inscha allah.

Im westlichen Stadtteil befindet sich die Burg "Fort Bay" (hoffentlich richtig geschrieben), direkt am Strand. Gemeinsam mit der Burg lassen sich hier schöne Landschaftsbilder knipsen. Auf dem Weg zur Burg hin befinden sich einige Straßenhändler, die Accessoires verkaufen; auf Gattinen, Mütter, Schwiegermütter und Schwestern Acht geben, ansonsten verlieren sie sich. Hier sind auch vereinzelt Mopedvermieter, Pferde zum Reiten, Dreiräder und dergleichen. Im unteren Bereich der Burg ist ein kleines Museum über Meereskunde, nicht unbedingt sehenswert. Man kann womöglich die Burg auch durch eine innere Tür besteigen, die beim ersten Besuch verschlossen war. Beim zweiten Besuch sah ich oben vereinzelt Personen, haben uns aber nicht überwunden, durch das Museum zu schreiten.

Entlang der Corniche findet man noch einige ältere Moscheen Alexandrias, u.a. die Ibrahimiya Moschee, die Abu l-Abbas al-Mursi Moschee, sehr prachtvoll und schön, leider mit einer Grabanlange in der Moschee und ähnliche. In Ägypten sind sehr viele Moscheen mit Gräbern versehen.

Weiter im Landesinneren findet man ein großes Einkaufszentrum (City-Center) mit Shopping-Malls; die Preise hier gelten für eine etwas gehobenere Klasse, nichts für einen durchschnittlichen Ägypter, wobei die Superupperclass Ägyptens anscheinend nicht Mal hier einkauft. Im City-Center kommen auch alle möglichen Designernamen vor. Kenner guter Qualität werden hier einige Schnäppchen machen können, sollte man verzichten wollen, ständig Plastikmaterial zu tragen. Nicht unüblich werden Materialien wie Baumwolle, Schafswolle etc. zu 100% verarbeitet. Ein Tipp von mir: darauf achten, dass man sich bei lokalen Marken umschaut; zwar für den einfachen Ägypter immer noch sehr teuer, aber für den Europäer recht erschwinglich, sollte man hier nur ein kurzes Dasein verbringen.

Kairo

Safari

An einem anderen Tag machten wir uns auf den Weg nach Kairo. Die Landschaft zwischen Alexandria und Kairo der Desert-Road entlang ist recht sehenswert. Schilder mit dem Hinweis auf einen Safari-Park lösten erste Jubel aus. Vor dem Safaripark, war ein niedriges kleines Hüttenhaus, wohl für eine einzige Person gebaut, im Häuslein selber ein Bediensteter, der für den Eintritt 160 LE verlangte. Von der Kaufkraft ausgehend also soviel wie 160 Euro. Der Anblick des Safari-Parks versprach nichts Gutes, wohl eher ein kleiner Zoo, dessen Inneres man nicht sehen konnte. Wir verzichteten und fuhren weiter.

Pyramiden

Die Pyramiden sind eine Geschichte für sich. Man konnte sie bereits von der Desert-Road aus sehen. Am Ende der Desert-Road sind quasi die Pyramiden zu finden, also da wo die Stadt an sich beginnt. Die Anlage ist breit und weit gebaut. Wir landeten auf einem Platz, ohne genau zu wissen, wo sich der Eingang befindet. Und schon rufen uns die ersten Leute zu sich, der eine verspricht uns einen Ritt auf seinem Pferd, der andere mit seiner Pferdekutsche, ein anderer will uns seinen Parkplatz andrehen, 2 LE, falls wir Ägypter sind und sollte ich mich nicht irren, 20 LE, wenn wir Ausländer sind. Ich versuche alle abzuwimmeln, aber sie verfolgen uns, während wir immer noch mit dem Auto langsam voranschreiten. Einer versuchte sogar die Autotür noch beim Fahren zu öffnen, hinzu kommen Kinder, die im Nachhinein von den Polizisten gejagt wurden; war schon witzig. Schließlich habe ich mich nicht beirren lassen. Ich hielt kurz an und fragte einen Hotelbediensteten, wo der eigentliche Eingang sich befände. Er wies mir den Weg; ich stieg ein und fuhr den Berg langsam hoch. Links und rechts Leute von den Sicherheitsbehörden, Beamten und Polizisten. Oben angelangt, wollte ich von einem Wachmann wissen, ob wir auch mit dem Auto reinfahren können. Er bejahte und verwies mich auf den nächsten Beamten. Beim Nächsten angelangt - ich kam mir vor wie in einem Flugzeug, der gerade seine fette Maschine einparkt - wurden wir dirigiert, wo und wie wir zu parken haben.

Dann kam die Frage, woher wir stammen. Als Ausländer haben wir natürlich gleich verloren. Für jede Person 50 LE und dann noch für das Auto einen Batzen Geld. Naja, die Pyramiden standen bereits vor uns, groß und unübersehbar. Schnell paar Bilder geschossen, mein Vater noch neben ein Kamel gestellt und das war's. Ich kam mir dumm vor, mich da von irgendwelchen Leuten ausnehmen zu lassen. Aber wie sie von allen Seiten auf einen zukamen, dann noch hinterher rannten, solch ein Erlebnis vermittelt einem schon das Gefühl, sich in einem Zombiefilm zu befinden. Ehrlich gesagt war ich froh, dort wieder weg zu sein. Pharao hat das gute Geld nicht verdient.

Die Stadt an sich erschwert ungemein ein Vorwärts kommen mit dem Auto. An sich ist es schon ein gewaltiges Erlebnis, Mal auf der anderen Seite zu sein und die Welt aus der Perspektive eines Autofahrers zu erblicken. Manchmal packt einen schon der Wahnsinn, man fühlt sich im Auto befreit und beginnt plötzlich selber, das Fußvolk mit Hupterror und kurzen Bremswegen zu hetzen. Es ist ein sehr mühsames Gedränge auf den Straßen, aber auch auf den Gehwegen. Habe das letzte Mal im Sommer auf den Gehwegen der Corniche in Alexandria solche Menschenmassen gesehen. Summa summarum: kein Leben für mich.

Nil und Burg

Der Nil hat unsere Herzen erneut höher schlagen lassen. Hier lassen sich auch einige schöne Bilder machen; bedenkt man, dass der Nil im Islam eine besondere Stellung inne hat, sieht man das Ganze natürlich mit einem anderen Auge. So dann erblickten wir die Burg, die bei Sonnenuntergang unheimlich schön aussah. Eine geeignete Moschee für das Gebet zu finden, ist wiederum schwer, da viele Masadschid Grabanlangen beinhalten und somit eine Verrichtung des Gebetes unmöglich machen. Wir sind wohl auch an ganzen Stadtvierteln vorbeigefahren, die im Grunde Friedhöfe sind, in denen aber auch Menschen leben und Moscheen zu finden sind.

Eine Fahrt im Abendlicht schenkte uns noch ein sehr schönes Panorama über die Stadt hinweg, mit ihren unterschiedlichen Moscheebauten, Minaretten und Häusern. Die al-Azhar Universität konnte ich leider aufgrund des Gedränges auf den Straßen nicht mehr ausfindig machen, da eine falsche Fahrt uns sehr viel Zeit gekostet hätte.

Wassalamu alaikum

Wie wird man Schaich?

Assalamu alaikum

Es gibt hier verschiedene Schaich-Stufen. Lässt man sich einen langen Bart wachsen, geht man als normaler Schaich durch. Fügt man dem ein etwas längeres Gewand hinzu, erreicht man bereits die nächste Stufe an Gelehrsamkeit. Ist das entsprechende Gewand auch noch weiß, verziert mit einem Tuch auf dem Kopf, ist man durch und durch ein Superschaich. Ab und zu wird man natürlich auch als Mawlana (arab. mein Herr) angesprochen.

Spaß beiseite; all diese Betitelungen sind natürlich Höflichkeitsfloskeln des einheimischen Volkes, die man verwendet, um dem Angesprochenen Ehre und Respekt zu erweisen. Hierzu gehört auch die Bezeichnung "Hadhratik": Eure Anwesenheit.

Die Anrede mit Schaich, Schaicha, Ustadh, Ustadha, Mawlana ist hierzulande üblich, so dass man nicht uneingeschränkt annehmen sollte, ein wahrer Gelehrter geworden zu sein. Jedoch ist es nicht weit hergeholt zu sagen, dass manch Knabe, getäuscht von unserem Bart, mitten auf der Straße eine Fatwa verlangt, ob eine bestimmte Sache haram oder halal sei. Bitte unbedingt auf einen echten Imam in der Moschee verweisen und sich nicht überanstrengen.

Wassalamu alaikum

Nachtrag: Die Sache mit dem Knaben muss ich korrigieren. Es sind auch Erwachsene, die Rechtsurteile auf der Straße abverlangen.