Freitag, 9. November 2007

Krankheit und Klinik

Assalamu alaikum

Christliche Klinik

Wie ich bereits erwähnt habe, waren wir bei einem Kinderarzt mit recht guter Ausstattung und einem schönen Ambiente. Da dieser jedoch etwas zu entfernt seine Praxis hat, haben wir uns entschlossen, eine christliche Klinik in der Nähe aufzusuchen.

[Exkurs]

Mein Sohn kämpft nun schon seit Monaten mit einer Erkrankung der Atemwege (zu Beginn Mittelohrentzündung, viel Schleim in den Nebenhöhlen, so dann Bronchitis). Es scheint Standard zu sein, folgende Mittel zu verschreiben: Antibiotika (Sirup), Nasentropfen, Antihistaminika (Sirup) und ein Sirup allgemein gegen Erkältung (den Sirup am besten mit einer Spritze - ohne Nadel - in den Mund von der Ecke aus reinspritzen, falls sich das Kind wehrt; darauf achten, nicht alles auf einmal in den Mund zu geben und es erholen lassen). Den ersten Infekt hat er relativ schnell nach einer Woche überstanden. Danach sind ein paar Wochen vergangen und er hatte erneut eine Entzündung. Er bekam wieder Antibiotika, hat aber diesmal nach ca. 5-7 Tagen nichts gebracht. Wir haben ca. 2 Wochen gewartet, da wir das Gefühl hatten, seine Entzündung wäre nicht mehr vorhanden.

[Exkurs Ende]

So dann gingen wir zur erwähnten Klinik. Beim Empfang schilderten wir das Problem und sie verwiesen uns an einen HNO-Arzt. Links um die Ecke war eine weitere Rezeption (Dame und Buch neben ihr, auf dem Buch ein Jesusbild), die uns schon erwartete. Wir nannten seinen Namen, bezahlten 8 LE (ca. 1 €), bekamen eine Art Quittung, die wir direkt einer Schwester weitergaben, die eben bei jenem Arzt tätig war. So dann durften wir Platz nehmen und etwas warten. Unser Name wurde aufgerufen, wir traten ein und erklärten dem Arzt (Jesusbild oben an der Decke und Heilige, die Lichter ausstrahlen) unser Problem. Grundsätzlich sollte man alle Zettel und Rezepte aufbewahren, da die Ärzte keine Akten führen und nicht mehr wissen, was sie verschrieben haben (grausam). Die Rezepte beinhalten Notizen und eine Liste der Medikamente, die der Arzt verabreicht.

Wir legten ihm also die bisher erhaltenen Zettel vor, er schaute sich den Kleinen an und gab ähnliche Medikamente (von anderen Herstellern und z. T. mit anderen Inhaltsstoffen), die uns insgesamt ca. 35 LE (4-5 €) gekostet haben. Nach einer Woche sollten wir erneut erscheinen.

Mal ging es ihm besser, Mal schlechter, aber der Schleim in seinen Nebenhöhlen schien nicht verschwinden zu wollen. Also gingen wir heute erneut zur Klinik. Hat diesmal nur 1 LE gekostet. Der Arzt hat sich heute um eine Stunde verspätet. Wir traten ein, begrüßten ihn und erwähnten, dass wir das Gefühl haben, seine Entzündung wäre nicht ganz verschwunden. Er schaute sich den Kleinen an und gab uns diesmal eine höhere Dosis an Antibiotika als Injektion; hinzu Antihistaminika. Vier Tage soll er die Spritze bekommen und alle 8 Stunden 2,5 ml von dem Sirup. Kostenpunkt für die Medikamente: ca. 75 LE (ca. 10 €). Am Sonntag müssen wir erneut hin.

Die Schwestern und der Arzt im Krankenhaus waren recht nett. Vielleicht schon etwas zu nett. Es ist bekannt, das gewisse Spannungen zwischen Christen und Muslimen hier in Ägypten herrschen. Christliche Frauen tragen meistens schwarze Kleidung (die älteren Frauen zumindest) mit einem kleinen Kreuz um den Hals. Männer haben leichte Tätowierungen am Handgelenk oder dergleichen. Die Klinik war einigermaßen sauber und ordentlich. Was die ärztlichen Instrumente anbelangt, scheinen sie nicht unbedingt auf dem neuesten technischen Stand zu sein. Jesusbilder (beim Arzt oben an der Wand / Decke; Rezeption etc; eine große Jesusstatue mit offenen Armen in der Apotheke) und andere Arten christlicher Symbole sind unübersehbar vorhanden. Sie verleihen ihrem Glauben nach außen hin mit solchen Figuren und Bildern Ausdruck. Ich habe sogar in der Nachbarschaft ein kleines Geschäft gesehen, dessen Inhaber Kleidungsstücke bügelt. Man hatte das Gefühl, er hätte seine Wände mit Jesusbildern tapeziert. Christliche Geschäfte sind als solche identifizierbar.

Kinder

Nun habe ich von vielen Geschwistern erfahren, dass insbesondere Kinder zu Beginn sehr anfällig sind, was ihre Atemwege anbelangt. Daher empfehle ich vorbeugend Schleimlösendes mitzubringen (Thymian Badeöl von Penaten; etwas zum Einreiben für die Brust; vielleicht ein kleines Inhalationsgerät etc.). Über homöopathische Mittel sollte man sich auch informieren: eine gute Alternative für Antibiotika. Fragt am besten Mal in der Apotheke nach, was es gegen Bronchitis gibt und wie man Atemwegserkrankungen mit solchen Mitteln behandeln kann.

Wassalamu alaikum

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Selam Aleikum,
akhi ich wünsche deinem Sohn eine baldige Genesung von Allah. Kannst du dir in Deutschland eine solche Klinik vorstellen? Mit Ayas und Hadisen an den Wänden und Kalligrafien am Empfang? :-)
wes selam
Abu Ziyad

Anonym hat gesagt…

Wa alaikum salam

Schukran achi, es geht ihm schon viel besser. Heute hat er seine letzte Spritze, sogar recht willig, erhalten.

Abgesehen davon sind die Kirchen recht pompös und gut bewacht, und zwar 24 h; jede noch so kleine Kirche. Es scheint so, als würde es Christen hier in Ägypten relativ gut haben, im Gegensatz zu dem, was manch Freikirchler in Deutschland über seine Glaubensbrüder in muslimischen Ländern berichtet. Sogar die Kirchenglocken läuten morgens.

Wassalamu alaikum

Murat